Unter dem Begriff HMSN „Hereditär motorisch-sensorische Neuropathien“ (zu Deutsch: erbliche, die Bewegungs- und Empfindungsnerven betreffende Krankheiten) fasst man eine Gruppe von Krankheiten zusammen, bei denen die peripheren Nerven langsam fortschreitend zugrunde gehen (degenerieren). Die Erkrankung wird auch Charcot-Marie-Tooth (CMT) genannt, nach ihren Entdeckern Jean-Martin Charcot, Pierre Marie und Howard Tooth.
Fast immer liegt der Erkrankung eine Schädigung der Erbanlage (Gendefekt) zugrunde. Dabei sind die für die Steuerung der Bewegung verantwortlichen motorischen Nervenfasern meist wesentlich stärker betroffen als die für die Vermittlung von Empfindungen (Berührung, Schmerz, Temperatur, Gelenkstellung) zuständigen sensorischen Fasern.
Allen Formen von HMSN ist gemeinsam, dass sich zunächst an den Füßen Muskelschwund und damit verbunden Muskelschwäche entwickelt. Durch die Unterversorgung der Muskulatur mit Nervenimpulsen beginnen die Muskeln zu atrophieren. Die Symptome steigen dann an den Unterschenkeln auf, betreffen später die Hände und Unterarme und sehr spät oder auch gar nicht die Oberschenkel. In der Regel sind die s.g. Fußheber als erstes betroffen. Dies bedeutet, dass sich der Fuß kaum noch selbstständig heben und abrollen kann. Somit muss beim Gehen immer das ganze Bein angehoben werden.
Die Erkrankung verläuft sehr individuell, so dass nicht bei allen die gleichen Symptome und Beschwerden auftreten.
Bei einem Teil der Patienten finden sich auch Skelettanomalien, die vor allem die Wirbelsäule und die Füße betreffen (u.a. Rückgratverkrümmung [Skoliose], Hohlfußbildung und Krallenzehen.
Manche Formen können zusätzlich Pupillen- und Sehnervenstörungen, Veränderungen an der Netzhaut des Auges, Störungen der Hörfunktionen, in seltenen Fällen Lähmungen der Gesichtsmuskulatur sowie Schluck- und Artikulationsstörungen, Muskelzuckungen oder Muskelkrämpfe aufweisen.
Eine Heilung der genetisch bedingten Erkrankung ist bisher nicht möglich.